Steckbrief

Name:   

Thutmosis IV (18. Dynastie)
1419-1386 v. Chr. (Wente und van Siclen III)
1400-1390 v. Chr. (von Beckerath und Hornung)
1397-1387 v. Chr. (Vandersleyen)
Geburtsname:   Djehuty-mes ("Geboren von Thot")
Thronname:   Men-kheperu-Ra ("Bleibend ist die Gestalt des Re")
Andere Namen:   Tuthmosis, Thutmes, Thothmes, Thoutmosis
 
 

Thutmosis IV

Thutmosis IV, Barkenschrein aus Kalzit
Freilichtmuseum, Karnak Tempel *
 

Der Nachfolger von Amenophis II, Thutmosis IV, wurde von der großen königlichen Gemahlin Tia geboren, welche offenbar nicht königlicher Abstammung war. Es gibt Meinungen, daß Thutmosis nicht der erstgeborenen Sohn von Amenophis II gewesen sei und die Existenz anderer Brüder, möglicherweise auch älterer, ist gesichert, unter ihnen Webensennu, Nedjem und Amenophis.

Die sogenannte "Traum-Stele", eine monumentale Stele aus Granit, die vor der Sphinx in Gizeh errichtet wurde und möglicherweise nach dem ersten Regierungsjahr Thutmosis datiert, erzählt von einer Vision oder einem Traum, den der junge Thutmosis hatte, während er im Schatten der Sphinx ausruhte. Der Gott Haramachis, Sinnbild des Monuments, prophezeite dem Prinzen die Thronbesteigung und bat ihn, die Last des Sandes von seinem Körper zu entfernen. Einige Ägyptologen interpretieren dies als Indiz, daß Thutmosis nicht der eigentliche Thronfolger gewesen sei, andere sehen darin schlicht eine Wiedergabe des Motivs des göttlichen Orakels, das im königlichen Dogma der 18. Dynastie weit verbreitet war.

Drei der vier Gemahlinnen von Thutmosis IV, deren Namen uns bekannt sind, nämlich Iaret, Nefertari und Nebetnehet waren königlichen Geblüts. Seine vierte Ehefrau Mutemwia, die Mutter seines Nachfolgers Amenophis III, trug keine eigenen Königstitulaturen. Die Absicht einiger Gelehrter, sie mit einer mitannischen Prinzessin gleichzusetzen ist nicht überzeugend. Zwei weitere Kinder kennt man von der Begräbnisausstattung, die in KV 43 gefunden wurde: Prinz Amenemhet und Prinzessin Tentamun. Mögliche weitere Nachkommen sind diskutiert worden, aber ihre Abstammung ist nicht gesichert.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger engagierte sich Thutmosis IV kaum in militärischen Aktionen. Es mag einige Feldzüge im Süden Syriens gegeben haben, möglicherweise um rebellische Prinzen in ihre Schranken zu weisen und sie die ägyptische Präsenz spüren zu lassen. Einen formellen Frieden mit Mitanni könnte durch die Heirat einer mitannischen Prinzessin mit Thutmosis IV besiegelt worden sein.

Es gibt kaum einen Beweis für militärische Aktivitäten des Königs in Nubien. Die Konosso-Stele, die ins Jahr 7 oder 8 der Herrschaft datiert, erwähnt in Wirklichkeit einen Feldzug gegen Eindringlinge aus dem Süden in den Gebieten der ägyptischen Goldminen in der Östlichen Wüste, nicht einen Feldzug nach Nubien, wie ursprünglich interpretiert.

Thutmosis IV

Thutmosis IV, Festhof
Freilichtmuseum, Karnak Tempel *

Die Bautätigkeiten Thutmosis IV beschränken sich in erster Linie auf die Erweiterung vorhandener Bauten, nicht hingegen auf die Errichtung neuer Bauwerke. Vom Totentempel des Thutmosis IV, südlich des Ramesseums am thebanischen Westufer gelegen, ist kaum mehr als das Fundament und Teile des ersten Pylons und der Umfassungsmauer aus Lehmziegeln übrig. Der Tempel wurde von Petrie ausgegraben und wurde erst kürzlich von einer italienischen Mission erneut untersucht. Die Dekoration des Grabes von Thutmosis IV- KV 43 - war zum Zeitpunkt seiner Beisetzung noch nicht vollendet.

Vor dem vierten Pylon in Karnak, der den Eingang zum Tempelkomplex des Amun bildete, ließ er innerhalb des Festhofes von Thutmosis II einen Peristylhof anlegen. Die westliche Hälfte dieses Baues wurde später abgerissen und im Fundament des dritten Pylons von Amenophis III verbaut, der in diesem Areal errichtet wurde. Ferner baute er eine monumentale Eingangshalle vor dem vierten Pylon, sowie einen Barkenschrein aus Kalzit ("ägyptischer Alabaster"), welcher wahrscheinlich im Vorhof stand und dessen Rekonstruktion sich heute im Freilichtmuseum befindet. Ein einzelner, großer Obelisk, den sein Großvater Thutmosis III aus dem Stein brechen ließ, wurde im Sonnenschrein am östlichen Ende des Tempels aufgestellt. Er steht jetzt auf der Piazza San Giovanni in Laterano in Rom.

Unter den Bauwerken außerhalb Thebens finden sich ein Obelisk und Tore am Sonnentempel in Heliopolis. Neben der berühmten Traumstele in Gizeh, gibt es dort Schutzmauern aus Ziegel um die Sphinx, die den Sand abhalten sollen und seinen Namen tragen. Ferner ist ein Bau im Ptah-Tempel in Memphis nachgewiesen und in Hermopolis/El Ashmunein in Mittelägypten sind Fragmente eines Steinbauwerks gefunden worden, die ebenfalls seinen Namen tragen. In Abydos ließ er eine kleine Kapelle bauen, möglicherweise ist ihm auch ein Gebäude in einem früheren Hathortempel in Dendera zuzuschreiben, außerdem sind Erweiterungen am Month-Tempel der 18. Dynastie in Medamud bekannt. Auch an anderen oberägyptischen Tempeln in Armant, Tod, Edfu und Elephantine gibt es Erweiterungen. In Nubien ließ er den, von seinem Vater und Großvater in Amada erbauten Tempel vergrößern.

Es scheint, als hätten während der Regierungszeit von Thutmosis IV die militärischen Beamten an Bedeutung verloren und die staatliche und religiöse Beamtenschaft stetig an Einfluß gewonnen. Der Sonnenkult und die "Sonnengöttlichkeit" des Königs wurde in der offiziellen Kunst immer stärker betont, diese Tendenz nahm unter der Herrschaft seines Sohnes Amenophis III noch weiter zu.

Hohe Beamte
Haremhab - Militärschreiber aus der Regierungszeit seines Vaters
Tjenuna - Oberverwalter von Thutmosis IV
Merira - Oberverwalter in der frühen Regierungszeit
Sobekhetep - Bürgermeister des Fayums TT 63
Hepu - Wesir von Oberägypten TT66
Ptah-hetep - Wesir von Unterägypten
Hekareshu - königliche Amme

* Photos mit freundlicher Genehmigung von Edwin Brock



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